Kasim Adams Nuhu [15]

Ok, jetzt sprichst du Punkte an, die wirklich nicht OK sind und verboten gehören. Jemanden etwas unterschreiben zu lassen, ohne das er versteht was er schreibt ist noch nicht einmal unterste Schublade.
Die Integration in die Mannschaft hängt doch auch stark von den Spielern und dem Verein ab. Dafür kann man nicht unbedingt den Berater verantwortlich machen. Wenigstens hat er ihnen durch seine Tochter spanisch beigebracht (auch wenn das wahrscheinlich die günstigste Variante war ).
Woher schließst du eigentlich, dass er nicht zum Tod seiner Mutter nach Hause konnte? Im Interview steht da meiner Meinung nach nichts dazu.
Deshalb kann man garnicht sagen, ob der Verein es ihm nicht ermöglicht hätte.

Er sagt doch, dass er nach seiner Ankunft in Spanien 2,5 Jahre nicht nach Hause gekommen ist.
Und zu der verstorbenen Mutter, die im Gegensatz zum Vater sein Hobby verstanden und Abends heimlich essen zugesteckt hat, wollte er nicht zur Beerdigung?
Natürlich weiß ich da nichts genauer, es klingt aber ziemlich merkwürdig.

Was haben die denn für eine Alternative? Angenommen Adams hätte es nicht geschafft, glaubst du wirklich, er hätte diesen Schritt bereut? Er hat ja selbst gesagt, dass er und sein Kumpel zu dieser Zeit jeden Vertrag unterschrieben hätten und eine Wohnung in Spanien + 200€ sind nunmal wesentlich besser, als ein mehr oder weniger perspektivloses Leben in Afrika.

Klar geht es den Beratern in erster Linie um den Profit, aber sie sind ja nicht die Wurzel des Problems. Ich vermute mal, dass selbst diejenigen, deren Träume zerplatzt sind, gegen ein Verbot dieser Praktiken wären.

Aber gerade da liegt doch das Problem. Es wird in gewisser Weise die perspektivlose Lage dieser jungen Männer/ Kinder ausgenutzt und im Prinzip nur das Mindeste dafür getan, dass sie in Europa eine bessere Perspektive haben.
Muss jeder für sich entscheiden, ob er das für moralisch richtig oder falsch hält. Jedenfalls muss es ja gar nicht mal darum gehen, diese Praktik zu verbieten, sondern eher, sie in einem anderen Rahmen geschehen zu lassen.

Es geht gar nicht so sehr um mögliche Alternativen, sondern dass Wohnung + 200 Euro für das reiche Europa und den noch reicheren Fußball ein Armutszeugnis ist und letztlich vor allem die Lage der ärmsten auf nahezu sklavenhalterische Weise ausgenutzt wird.
Erzähl mir doch nicht, dass adams damals in seiner Entscheidung frei war. „Er hätte alles unterschrieben“.

Aber genau das waren doch seine Worte. Er sagt auch, dass er dem Berater heute noch dafür dankbar ist, dass er ihn nach Europa gebracht hat und ich denke nicht, dass er während des Interviews mit einer Pistole hinter ihm stand.

Natürlich war er indirekt nicht frei in seiner Entscheidung, aber da wären wir halt wieder bei den fehlenden Alternativen. Ist vergleichbar mit der Flucht aus Afrika. Da werden massenweise Leute aufs offene Meer gelockt ... Sowas macht halt keiner, der was zu verlieren hat.

Umgekehrt sagt er doch, dass er es als Wendepunkt, bzw als "jetzt erst Recht" Moment genommen hat.
Vielleicht hat er sich acuh zu ehren seiner Mutter durchgebissen.
Und über die sonstigen gründe, warum er erst wieder so spät in die Heimat gekommen ist wissen wir doch nichts. Sein Vater war wohl eher kein Grund dafür nach Hause zu kommen.
Aber ohne weitere Infos direkt so eine negative Schlussfolgerung zu ziehen?
Ich sage im Gegensatz zu dir, dass es ihm bestimmt jemand ermöglicht hätte zur Beerdigung zu gehen, wenn er gewollt hätte.

Aber hier würde man doch auch nicht behaupten, dass deshalb die Schlepperbanden alles richtig machen?!

Wie kann man nur so einen hanebüchenen Vergleich ziehen

Adams wollte Fußballprofi werden. Der Berater hat ihm dazu verholfen sehr viel Geld zu verdienen und selber an diesem einen Jungen aus vermutlich sehr vielen ordentlich kassiert. Daran ist erstmal gar nichts verwerflich.
Das er Kasim einen Vertrag hat unterschreiben lassen, ohne das dieser wusste was darin steht, dafür gehört der Berater nach meinem Moraverständnis in den Knast.
Das Legumes dem Jungen 200 Euro im Monat zahlt, mit denen dieser sich aus eigenem Antrieb in Europa niemals von dem Verein unabhängig machen kann, ist einfach nur frech.

Bei Adams ist es gut ausgegangen, aber er ist eben der eine aus ganz ganz vielen.

Gebt den jungen Kerlen Schulunterricht / Ausbildung, professionellen Sprachuntericht, Mentoren und ein Gehalt mit denen sie sich selbst eine Wohnung und Lebensunterhalt verdienen können und steckt sie nicht mit nem Smartphone und Streaming Account in irgendeine Vereinswohnung mit nem lümmeligen Obulus der nicht mal für gesundes Essen reicht.
Das wäre verantwortungsbewusst.

Das ist wohl der entscheidende Punkt. Bei der großen Anzahl an Jugendspieler und bei der niedrigen Quote an "echten" Profis sollte das Voraussetzung einer Jugendarbeit eines Sportvereins sein.
Habe mir mal spaßeshalber den
aktuellen Etat von Leganes für die U19 angesehen. €50K für 25 Spieler in 2020. Man kann davon ausgehen, dass 2013
die Summe um einiges geringer war. Da sind €200 "Taschengeld" wohl schon ziemlich die Obergrenze. Die wichtigen Sozialleistungen müssten dann IMHO von Verbänden getragen werden. Weil ein Verein wie Leganes der immer zwischen 1. und 2. Liga rumeiert kann das unmöglich leisten.
Btw bin froh, dass bei der TSG andere Prioritäten gesetzt werden.
Worauf ich hinaus will, ist dass dieses System der Arbeitssklaven sehr bedenklich ist und dass das perspektivisch von multinationalen Institutionen getragen werden muss.
Das beschränkt sich natürlich nicht nur auf den Fussball. Adams gibt es Inder Landwirtschaft, Textilindustrie, Fleisch- etc.

UEFA und FIFA hätten die Knete Lehrer, Mentoren etc zu beschäftigen und sie dezentral einzusetzen.

Damit wäre den Spielern mehr geholfen, als wenn man ihnen statt €200 €2000 oder 20000 zählt.
This contribution was last edited by michrasman on Sep 5, 2020 at 9:00 PM hours