30. Spieltag: Endstation 1/9 - F.C. Hansa Rostock - Wehen Wiesbaden

Nun ist sie da, die Endphase der Saison. Lange könnten wir rückblickend philosophieren, dass wir am Anfang der Saison hoffnungsfroh waren, nicht wieder dort zu stehen, wo wir uns jetzt befinden, wo wir uns letzte Saison befanden und wo wir eigentlich auch vor zwei Jahren schon waren - im Abstiegskampf der dritten Liga.
Lange könnte man nach Gründen fahnden, die diese Lage verursacht haben und lange, ja sehr lange könnte man nach Alibis, Ausreden und Traditionsbeschwörungen rufen, die doch bei der Bewältigung unserer Situation helfen sollen.
Aber das möchte ich an der Stelle nicht tun. Der Blick zurück macht nur traurig, der Blick nach vorn ist der, der zählt- UND - der sollte Hoffnung machen!

Dazu möchte ich dann aber doch ganz kurz zwei Blicke in eine nahe und eine entferntere Vergangenheit werfen und euch bitten, einfach in den Zug einzusteigen.

Zunächst die rumpelige Fahrt zum Bahnhof 29. Spieltag der letzten Saison. Nach anfänglicher Euphorie um Chefcoach Karsten Baumann (u.a. ein furioses 2:1 in der Brita-Arena in Wiesbaden mit Pfostenschuss von Kolke in der 95. Minute zum Jahresauftakt 2015), standen wir in der Tabelle mit 31 Punkten und 40:55 Toren auf Rang 16. Zum ersten Abstiegsplatz trennten uns 3 Punkte und eigentlich waren alle sicher, dass man die restlichen 10 Punkte zum Klassenverbleib doch problemlos einsammeln müsste. Die Stimmung war gut, trotz der 2:3 Niederlage gegen den späteren Aufsteiger und souveränen Tabellenführer Arminia Bielefeld. Wer weiß, woran es lag. Vielleicht war die Stimmung zu gut oder die Situation in den Spielerköpfen nicht mehr allzu ernst, aber in den verbleibenden 9 Spielen holten wir nur noch die mageren zehn Punkte und blieben dann, mit Müh und Not der Liga erhalten.

Bevor ich wieder in die Gegenwart zurückkehre, möchte ich euch aber noch weiter mitnehmen, hin zu einem, für mich, ganz emotionalem Tag. Ich habe ihn schon im letzten STT angesprochen, aber das schmälert nicht die Wirkung, die die Erinnerungen bei mir hervorrufen. Wir machen halt am 30.04.2011, dem 36. Spieltag der Saison 2010/11.
Es war ein herrlich schöner Tag, etwa 15°C Außentemperatur, Sonne und eben Samstag. Also alle Voraussetzungen für einen perfekten Fußballnachmittag. Ich bin damals gemeinsam mit meiner Freundin im Stadion gewesen, einfach, weil wir den inzwischen besiegelten Aufstieg mit der Mannschaft und den anderen Leuten auf den Rängen, feiern wollten. Und was boten unsere Jungs für ein Feuerwerk. Am Ende hieß es 3:1, Tobi Jänicke, der gemeinsam mit Mo Lartey und Björn Ziegenbein in etwa genauso effektiv war, wie der berüchtigte Teufelsdreier in der Comic-Serie "Die Kickers". Ein Spiel wie im Bilderbuch: Doppelführung, rote Karte für den Gegner, Anschlusstor und dann der abschließende Konter mit 3:1 in der 90. Minute. Es brachen bei allen die Dämme. Der Rasen wurde freigegeben, es gab Freibier, eine riesige Traube bildete sich vor dem Spielertunnel und ich habe Mo Lartey auf die Schulter geklopft, vollgepumpt mit Adrenalin und unter freudiger Erwartung der zweiten Liga.

Rumpeln wir zurück in die Gegenwart. Unsere Situation ist ähnlich der aus dem letzten Jahr. Trotz einer saftigen Niederlage gegen eine Mannschaft aus dem oberen Tabellendrittel, ist die Stimmung nach der englischen Woche gut. Wenig ist zu spüren vom Pessimismus, der noch vor vier Wochen bei den meisten vorherrschte. 'Die Mannschaft lebt' wurde es viel geschrieben und viel gesagt. Aber dennoch: Da ist diese mahnenden Stimme, dieses eindringliche Flüstern von Hans A. (an den wir uns alle gern erinnern), der in der Zukunft seine Hansa Chronik aufschlägt und zu seinem Enkel sagt: Damals, mein Junge, waren wir alle so sicher und dann...
Ja, was und dann. Nun hat es die Mannschaft in der Hand aus Falle Abstiegskampf hinauszukommen. Mit 32 Punkten haben wir einen mehr als vor einem Jahr. Mit Platz 15 stehen wir auch einen Platz weiter oben. Allerdings beträgt der Abstand zum ersten Abstiegsrang nur 1 Punkt. Trotz aller Euphorie müssen die Akteuere auf und neben dem Platz hellwach sein, denn eins hat uns das letzte Jahr gelehrt: Du bist nie sicher im Haifischbecken Liga 3.

Abgedroschen müsste man sagen: Hier kann jeder jeden schlagen, egal wie angeschlagen man ist. Demnach wird es Samstag umso gefährlicher. Die Wiesbadener, eher mit Aufstiegsambitionen gestartet, finden sich aktuell auf Tabellenplatz 16 wieder und haben einen Punkt weniger als wir. Reaktion: Eine gezogene Reißleine, die in der Entlassung von Chefcoach Sven Demandt endet. "Impulse" für den Kampf um den Klassenerhalt, heißt es offiziell - kennen wir ja irgendwoher. Spekuliert wird seitdem in Wiesbaden viel, mögliche Kandidaten seien demnach Ex-Hansa Coach Baumann oder auch Ex-MSVer Lettieri. Sicherlich Namen, die bei jeder Entlassung fallen. Was nun dran ist, zeigen die nächsten Tage. Allzuviel Zeit dürfen sich die sportlichen Verantwortlichen nicht lassen, denn die Luft im Abstiegskampf ist dünn.

Einen letzten Schwenk und eine Erklärung gönne ich euch noch. Warum habe ich mal wieder dieses grandiose Spiel der Aufstiegssaison aufgegriffen? Einerseits, weil ich denke, dass uns in grauen Februar- und Märztagen ein wenig Hansawärme guttun kann. Andererseits soll es Samstag Frühlingsanfangswetter geben: Sonne und zweistellige Temperaturen - also mal wieder eine Parallele. Am wichtigsten ist mir jedoch, dass die Spieler vor allem die positiven Gefühle aus der englischen Woche mit auf den Platz nehmen und sich davon tragen lassen. Wünschen würde ich es mir vor allem für unseren Kapitän, der in dieser Saison mit soviel Schelte leben muss und immer mehr verkrampfte. Es gibt nur selten solche Fußballromantiker wie unseren Tobi, aber auch wenn es bisher hapert, besitzt er die Qualität, dem Abstiegskampf seinen Stempel aufzudrücken. Warum also nicht Samstag beginnen und sich von all der Last der vergangenen Monate befreien.

Über Aufstellungen dürft ihr dann spekulieren, sobald das Tool freigeschaltet ist. Ich weiß nur eins: Samstag ziehe ich wieder meine Glücksjacke an (3 Spiele, 3 Siege, 0 Gegentore) und sehe hoffentlich wieder einen Heimsieg!

Prima Einleitung und im Prinzip alles richtig zusammen gefasst.
Jetzt bloß nicht zurücklehnen sondern absolut fokussiert bleiben.

Eine Frage zum STT habe ich aber lieber @Groegeltier . Warum um Himmels Willen ziehst Du deine Glücksjacke überhaupt jemals aus ?
This contribution was last edited by rockyandone on Mar 8, 2016 at 7:05 PM hours

Was soll ich sagen Groegel - genau die Gedanken, die mir durch den Kopf gingen. Gerade die Erinnerungen, an das Aufstiegsspiel sind ähnlich, wenn einige durch das damalige Freibier auch etwas benebelt sind. Tobi ist dran mit einem überzeugenden Spiel, wann wenn nicht gegen den Ex-Verein. Mahnende Stimmen sind genau jetzt gefragt, die Lage ist nach wie vor prekär - eine Niederlage am Wochenende hilft nicht nur einem direkten Konkurrenten auf die Beine, ich bin mir sicher, dass wir so unter den Strich rutschen würden. Konjunktiv. Werden wir aber nicht, weil wir hoffentlich einem angeschlagenen Gegner von Anfang an zeigen, dass deren Negativserie an diesem Samstag nicht beendet wird. Endlich wieder zwei Heimspiele in Folge, die ich live verfolgen kann, da will ich dann auch mit einem Lächeln wieder raus aus dem Stadion. Aufstellung? Ich weiß es ehrlich nicht. Schauen wir mal, was die Woche noch so bringt.

Die Umfrage ist etwas verwirrend - ansonsten eine sehr elegante Eröffnung. Danke.

Ich hoffe ich hab den richtigen Heimsieg angeclickt!

Ganz einfach. Die Jacke habe ich mir drei Tage vor dem Aalen Spiel gekauft und dann immer angehabt, wenn ich im Stadion war, sowohl daheim als auch auswärts. Nur gegen MD war ich nicht mit - es tut mir leid.

Wir brauchen mehr Offensive Power. Dorda würde ich wieder mit ins Team ziehen um Gardwaski ins Mittelfeld vorzuziehen.

Albi und Phantomspieler wie Jänicke oder Gabu können wir im Moment nicht gebrauchen. Wir brauchen Typen die marschieren und den Ball spielen.

Gardawski ist nach seiner 10. Gelbe gesperrt. Trotz teilweiser Nicht-Sichtbarkeit würde ich Garbuschewski aufstellen, damit wir über Standards gefährlich bleiben. Sobald er ausgewechselt wurde, ist die Qualität dieser immer massiv gesunken.

Klasse Einleitung! Ich hoffe aber inständig, dass ich am letzten Spieltag nicht noch einmal den Hans A. auspacken muss. Eine derartige Weltuntergangs-Atmosphäre in Bezug auf Hansa wie damals möchte ich nicht mehr erleben.
Die Tage vor dem Dynamo-Spiel waren so ziemlich die schlimmsten meines Lebens.

Sonnabend könnte Hansa auf jeden Fall einen wichtigen Schritt zum Verbleib in der 3. Liga machen. Nicht nur für das Punktekonto, sondern auch in psychologischen Gesichtspunkten wäre ein Heimsieg sehr hilfreich. Schließlich wäre eine Antwort auf die Packung in Magdeburg notwendig, um aufkeimende Unruhe aus dem Blätterwald und neue Angst unter den Fans zu vermeiden.
Dazu würde Hansa einen direkten Konkurrenten hinter sich und den Besen-Effekt des dortigen neuen Chefcoachs - wer auch immer es wird - zunächst nicht eintreten lassen.

Was die Aufstellung angeht: Wir brauchen einen Ersatz für Gardawski - wer das sein wird? Keine Ahnung, aber Brand ist immer für Überraschungen gut. Bei Jänicke hoffe ich, dass sein Knoten gegen den Ex-Klub genauso platzt wie bei Cello, dem ein Tor mal wieder gut tun würde.
Verändern würde ich erneut wenig, um zumindest ansatzweise Eingespieltheit zu erreichen.

Wenn man mal eine Parallele zur letzten Saison zieht:

27. Spieltag - damals ein glücklicher Auswärtssieg in Halle (2:1), entschieden durch ein Tor nach einem Freistoß - diesmal ein glücklicher Auswärtssieg in Cottbus (1:0) - ebenfalls ein Ostduell und entschieden durch ein Tor nach einem Freistoß

28. Spieltag - damals ein glücklicher, schwer erarbeiteter Heimsieg gegen Chemnitz (1:0), bei dem der Treffer in der ersten Halbzeit fiel und anschließend knallhart verteidigt wurde - diesmal ein zumindest etwas glücklicher, schwer erarbeiteter Heimsieg gegen Kiel (1:0), bei dem der Treffer in der ersten Halbzeit fiel und anschließend knallhart verteidigt wurde

29. Spieltag - Auswärtsspiel bei einer Mannschaft aus dem oberen Drittel. Damals in Bielefeld, wo sich Hansa gut verkaufte, zwar mit 2:3 unterlag, aber unter Wert geschlagen wurde. Diesmal in Magdeburg, wo Hansa mit 1:4 verlor, aber ebenfalls Möglichkeiten auf ein besseres Resultat hatte. Ich erinnere mich, dass die Stimmung nach der knappen, aber ehrenvollen Niederlage in Bielefeld ähnlich optimistisch war wie jetzt.

30. Spieltag - Heimspiel gegen einen Mitkonkurrenten im Abstiegskampf. Letztes Jahr gegen Fortuna Köln, die wir mit 4:0 aus dem Ostseestadion fegten. Diesmal gegen Wehen Wiesbaden - Ergebnis offen...

Bis zum 32. Spieltag (wo mit Horst Steffen der gleiche Trainer zu Gast im Ostseestadion sein wird wie letzte Saison zum 32. Spieltag - und hoffentlich wieder mit 0:1 unterliegt) können diese Parallelen gerne so weitergehen.

Also, was ich damit sagen möchte: Ich glaube fest an einen Heimsieg!
This contribution was last edited by HansaBoy97 on Mar 8, 2016 at 11:12 PM hours

Ich würde Youssef gerne mal von Anfang an sehen und Jänicke sowie Garbuschweski eine Denkpause geben