Drei Punkte auf Roter Erde - Eine Installation

In letzter Zeit ist hier viel über Kunst geredet worden. Was ist Kunst? Was darf Kunst? Kunst in einem Fußballstadion - ist das nicht ein Widerspruch in sich?
Aufstrebende Rostocker Kreativlinge haben am letzten Wochenende das Gegenteil bewiesen und ein echtes Kunststück fertiggebracht. Ein völlig überlegen geführtes Spiel nur mit einem Punkt zu beenden, dazu bedarf es schon extremer Inspiration. Einerseits die Weitsicht und das Feingefühl eines David Blacha, einen sicher im Tor geglaubten Ball noch in den hanseatischen Nachmittagshimmel zu schießen. Der Künstler ließ uns mit der ewigen Frage allein: Wiegt ein Tor das fällt und das keiner sieht genauso schwer wie ein Tor das nicht fällt und alle sehen es.
Noch beeindruckender sicherlich die Aktionskunst des Torhüters: "Der wilde Mann" unter Einbeziehung einiger Unterhachinger Spieler. Während der Auserwählte Erb nicht so recht den künstlerischen Charme des Hahnel begriff, stieg der Spieler Voglsammer auf einzigartige Art und Weise in die Improvisation ein.
Doch genug von Vergangenem. Nach vorne strebt der Geist. Dieses Mal an einem Ort von fast mystischer Tradition: Die Rote Erde in Dortmund. Zu Gast bei einer ganz jungen Künstlerkommune, die derzeit in einer Schaffenskrise steckt. Die letzten zehn öffentlichen Aufführungen waren nicht von Erfolg gekrönt. Künstlerpech.
Was also ist das Ziel des Rostocker Kreises? In Anlehnung an die Fluchtpunkttheorie in Architektur und Malerei soll mit Hilfe von drei Fluchtpunkten am Ende die Perspektive verschoben werden. Der Horizont verschöbe sich nicht nur dichter an den eigenen Standpunkt, auch in der Farbgestaltung dürften sich Farbtupfer in das derzeit vorherrschende Grau in Grau mischen. Soweit die Theorie. Was ist in der Praxis zu erwarten? Das Gemälde von den drei Punkten dürfte mit ähnlichem Arrangement gestaltet werden, wie beim oben beschriebenen "Verschenkter Sieg"
Es wird in der Tiefe zentral mit Brinkies einen neuen Farbtupfer geben. Sicherheit soll er ausstrahlen, einen Ruhepol in mitten des Chaos bilden. Davor bildet sich eine Kette. Rechts erblickt das Auge die Initialen JJ, schwungvoll und offensiv geschwungen, links kann der Beobachter mit Pett auch noch wenig Gewohntes erwarten. Starr in der Mitte - weit entfernt vom Goldenen Schnitt: Der Ruprecht-Turm und Weidlich der Formenwandler. Das Bild weitet sich dann Tannenbaum-förmig. Wer genau hinschaut kann in dieser Fortführung eine Achse erkennen. Zwei kleine Giftzwerge namens Robin und Alex bilden das kompakte Grundgerüst. Vorne spielen sich Max und Cello im ewigen Wechselspiel der Fussballergenerationen den Ball zu. Die Außenpositionen dann eine Hommage an den Buchstaben B: Blacha und Bickel - besonders beweglich. Soweit das Offensichtliche. Doch was muss hinter dieser Ansammlung von Namen stehen.
Da kann sich der Künstler kurz und prägnant ausdrücken: Esprit, Wille, Motivation - das ist es was aus allen Bewegungen herauszulesen sein sollte.
Es ist zu erwarten, dass die Erstellung des Meisterwerkes viele Kunstliebhaber anziehen wird. Dabei sollte tunlichst auf die vor allem in Fernost geschätzte Kunstform der pyrotechnischen Gestaltung verzichtet werden. Wer sich nicht daran hält, läuft Gefahr, auf ewig mit verzerrten Zügen auf grauen Beton gesprayt zu werden.

Ich schließe diese frei interpretierbaren Zeilen mit einem offensichtlichen Spruch eines offensichtlichen Künstlers:
Wenn ich wüsste was Kunst ist, würde ich es für mich behalten. Pablo Picasso
This contribution was last edited by hansainhamburg on Oct 23, 2014 at 4:09 PM hours