DFB-Pokal: SV Waldhof Mannheim - SC Freiburg

DFB-Pokal, Saisonstart, alles beim Alten? Nur auf den ersten Blick, denn auch abseits des deutlich späteren Startzeitpunkts, wirft die Corona-Pandemie seine Schatten auf die anstehende Fußballsaison. Als absoluter Pokalliebhaber fürchte ich, dass das am kommenden Wochenende noch mehr auffallen wird, als im Bundesliga- oder Champions League-Geschäft. Während man sich im Spitzenfußball leicht in taktischen Feinheiten verliert, lebt der Pokal von Sensationen und Emotionen. Für viele kleine Vereine ist es ein „once in a lifetime“-Erlebnis, das leider nicht auf die Art und Weise möglich sein wird, wie es das in den letzten Jahren war.

Aber genug zum Fußball im Allgemeinen, hier soll es um das Spiel unseres SC beim nordbadischen Pokalsieger Waldhof Mannheim gehen. Waldhof gewann sein Pokalfinale Ende August mit 4:1 gegen den FC Nöttingen, Dominik Martinovic war mit 3 Treffern der Matchwinner. Der Pokalsieg war im Großen und Ganzen aber einer der wenigen positiven Momente für die Mannheimer seit der Corona-Pause. Man ging auf Platz 2 stehend in die Unterbrechung, bekleckerte sich in den Diskussionen um die Wiederaufnahme des Spielbetriebs nicht unbedingt mit Ruhm und rutschte am Ende der Saison mit deutlichem Abstand auf einen Aufstiegsplatz auf Platz 9.

Es war der erste Knick, nachdem es zuvor anderthalb Jahre nur bergauf ging, zwischenzeitlich gekrönt mit dem Aufstieg in die 3. Liga und dem Überwintern auf dem Aufstiegsrelegationsplatz. Nach einem mühsamen Restart liegt nun auch ein großer Sommerumbruch hinter dem Waldhof. Mit Schultz, Conrad, Korte, Sulejmani, Deville, Bouziane und Koffi verließen gleich 7 Spieler aus dem Stamm oder erweiterten Stamm den Verein. Zusätzlich konnte man sich auch mit Erfolgstrainer Trares nicht auf einen neuen Vertrag einigen.

Alles neu also für den Waldhof, dazu nicht den berüchtigten Heimvorteil im Rücken und die dritte Liga ist im Vergleich zu vergangenen Pokaljahren nicht um einige Wochen im Wettbewerbsvorteil. Wie schon im ersten Absatz angedeutet könnte also auch dieses Spiel zeigen, wie viel in einem Corona-Jahr von der berühmten Pokal-Magie zu spüren ist.

Für den SC ist all das natürlich kein Anlass das erste Pflichtspiel der Saison auf die leichte Schulter zu nehmen. Ein Drittligist gehört sicherlich nie zu den Wunschlosen für die erste Pokalrunde, was die beiden zittrigen Angelegenheiten in Magdeburg und Cottbus in den letzten Jahren deutlich aufgezeigt haben. Dennoch muss es wie jedes Jahr der Anspruch sein, sich in der ersten Runde als Erstligist durchzusetzen.

Hinter dem SC liegt ein Sommer, der bisher medial stark von den Abgängen dreier Leistungsträger geprägt war. Schwolow, Koch und Waldschmidt verließen den Verein, womit drei Säulen aus dem Team fehlen. Mit Ausnahme von Guus Til, der sicherlich zum Teil als Ersatz für Luca Waldschmidt verpflichtet wurde hat man genug Vertrauen in die Stärke des eigenen Kaders gezeigt, dass dieser den Wegfall von Schwolow und Koch selbst auffangen kann. Als weiterer Neuzugang kam mit Demirovic ein weiterer Stürmer und mit Uphoff ein neuer Ersatzkeeper hinter der neuen Nummer 1 Mark Flekken.

Interessant ist sicherlich, dass SC-untypisch eine wichtige Planstelle im Kader vor Saisonstart noch nicht besetzt ist. Man fahndet weiterhin mit Hochdruck nach einer Sofortverstärkung im zentralen Mittelfeld. Bis es soweit ist dürfte diese Lücke von einem jungen Trio gefüllt werden. Einer der drei (Keitel, Boukhalfa oder Tempelmann) dürfte auch diesen Sonntag mit großer Wahrscheinlichkeit von Beginn an auf dem Feld stehen.

Abseits dieser Veränderungen ist auf den ersten Blick vieles beim Alten. Die Viererkette ist eingespielt, Günter wird auf der linken Seite seine Läufe setzen, Höfler wird das Spiel lenken, Grifo schießt Standards und bildet mit Günter den linken Anker und Petersen steht im Sturmzentrum. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass selbst wenn auf den ersten Blick vieles gleich aussieht, eine neue Saison immer neue Aspekte zum Vorschein bringt. Seien wir also gespannt auf diese, bestimmt wieder besondere, Saison 2020/2021 und auf das erste Pflichtspiel in Mannheim.

Voraussichtliche Aufstellungen (bei Mannheim ist da viel Spekulation dabei):

Königsmann - Marx, Verlaat, Seegert, Hofrath - Schuster, Christiansen - Costly, Gouaida, Ferati - Martinovic

Flekken - Schmid, Lienhart (Gulde), Heintz, Günter - Höfler, Keitel (Boukhalfa) - Sallai (Kwon), Grifo - Höler (Jeong), Petersen

Historie:

Im Pokal haben die beiden Mannschaften bisher einmal gegeneinander gespielt. Am 01.10.1996 gewann der SCF in der 2. Runde in Mannheim mit 1:0. Torschütze war Martin Spanring. Das letzte Pflichtspiel datiert vom 17.03.2003, als man ebenfalls in Mannheim mit 3:0 gewinnen konnte. Damals trafen Bajramovic, Ramdane und Tskitishvili für den SC, am Ende der Saison stand der Aufstieg.

Es ist kein Bundesligaverein. Die Jungs dort haben durchaus ein anderes Leben als unsere Jungs, die sich vermutlich derzeit komplett abschotten können.

Sollte sich rausstellen, dass die Jungs feiern waren - klar, dann sollte das auch Konsequenzen haben. Aber mit "normalem" Umgang wird es so einige Fälle geben, gerade im unterklassigen Fussball - getestet werden die ja nicht so regelmäßig wie unsere Spieler (ein riesiges Problem immer noch BTW, wie viele Testkapazitäten da für den Bundesligafussball verbraucht werden, während es in anderen Bereichen immer noch große Probleme gibt - in Freiburg habe ich da einen gewissen Einblick in die Art und Weise, wie die Tests abgearbeitet werden und das ist nicht ohne moralische Bedenken mMn). Zudem sind sie jung und daher tendenziell eher asymptomatisch..

Ich halte die Entscheidung für unverantwortlich im Sinne des Arbeitsschutzes und der Verantwortung für Spieler und Betreuer. Der SV müsste füt mindestens 5 Tage in Quaratäne und dann nochmals getestet werden, um auszuschließen, dass es weitere Fälle gibt. Mir ist die Gesundheit von Spielern, Betreuern und Trainern wichtiger, als heute Fußball zu sehen. Das Spiel sollte verlegt werden und der SC sich auf das Spiel gegegen Suttgart konzentrieren.
Sollte das Spiel heute stattfinden und im Nachgang weitere Coronafäll beim SVW oder unserem SC auftreten wäre das eine Katastrophe für die Glaubwürdigkeit des DFB, in Bezug darauf, dass man Wohl und Gesundheit der Spieler und Betreuer, über alles andere stellt.

Ja, Fälle werden kommen, aber es kommt dann auf dem Umgang damit an. Mir kann einfach kein Experte erzählen, dass es zwischen den Infizierten und den anderen Kadermitglieder beim SVW keine Kontakte gegeben hat, bei denen es zu weiteren Ansteckungen gekommen sein kann. Ich würde deshalb für die größtmögliche Sicherheit plädieren und erstmal Quarantäne für die 5 Tage Inkubationszeit ansetzen und dann nochmal testen. Es nutzt niemandem das Spiel durchuziehen und dann evtl vor den Spiel gegen den VFB plötzlich positive Tests beim SC zu hbaen, die vermeidbar gewesen wären. Ich fahre lieber auf Sicht und gebe im Nebel nicht Vollgas.

Ich bin Sozialarbeiter/Streetworker und seit Februar voll im Thema meine Arbeit unter größtmöglicher Sicherheit für meine zu Risikogruppen zählenden Klient*innen, meinen Kolleg*innen und mir selbst durchzufühen und habe mich nicht einen Tag im Homeoffice aufgehalten, aber mein Verhalten eben so angepasst, dass ich meine Arbeit so sicher als irgend möglich und verantwortungsbewusst mache.

So I deal with it!
This contribution was last edited by Alinsky on Sep 13, 2020 at 9:15 AM hours

Hab überlegt, ob ich das noch anfügen soll, aber es dann doch aufgrund des Diskussionspotentials gelassen. Mit meinem Wissen ist das so eigentlich nicht machbar, weil viel zu riskant. Hoffentlich wurden die Spieler zumindest heute alle nochmal getestet zeitnah vor dem Spiel.. das wäre der GAU, wenn es dadurch Infektionen beim SC gäbe. Gesundheitliche Folgen mal ganz ausgelassen - die Saison wäre jetzt schon absurd mit Ausfällen am ersten Spieltag. Hohes Risiko des Mannheimer Gesundheitsamts da..

Das war weitestgehend nicht auf dem geforderten Niveau, was der SCF in Mannheim zusammengebracht hat.

Im Gegensatz zu den letzten Jahren kein Vorteil für den Drittligisten durch einen früheren Saisonstart. Dazu bei Waldhof 7 Neuzugänge und eine Not-IV in der Startelf.

Ganz anders beim SCF, außer Rückkehrer Jeong und Uphoff keinen Neuen. 9 von 11 Plätzen sollten von Startelfspielern des letzten Testspiels besetzt werden, durch die Verletzung von Flekken waren es dann 8.

Die Anfangsphase fand ich ziemlich schlecht. Waldhof kam einfach durchs Freiburger Mittelfeld und zu Abschlüssen. Keine Großchancen, aber ordentliche Schusspositionen. Während das eigene Positionsspiel extrem langsam war.

Nach dem Lattenschuss von Grifo wurde es dann besser. Jeong und Kwon wurden agiler und die Defensive des Drittligisten zeigte erwartungsgemäß enorme Schwächen. Beim 0:1 hat man sehr profitiert, dass sich ein Verteidiger auf die Nase gelegt hatte. Sonst wäre Kwon niemals frei durch gewesen.

Danach dann die beste Phase mit den beiden 100%igen, bei Jeong war der Querpass schon ziemlich hart und bei Petersen der gute Torwart Bartels nicht komplett aus der Szene, dennoch sollte wenigstens eine der beiden Möglichkeiten rein.

Dann kann das gleiche wie schon gegen Zabzre. Völlig den Faden verloren nach der Pause. Nach 2 Abschlüssen kurz nach der Pause lange nichts mehr. Stattdessen der Ausgleich, als man passiv hinten drin stand, RV Marx ohne große Bedrängung flanken konnte und Lienhart dem Antritt von Martinovic nicht folgen konnte.

Somit hatte man den Glauben des Gegners und des anwesenden Publikums erst recht geweckt und plötzlich war da eine ganz andere Überzeugung auch bei der zusammengewürfelten Defensive der Mannheimer erkennbar. Während man selbst den Drittligisten spielen ließ.

Ein Ausscheiden war nun greifbar. Es musste ein ungenügend abgewehrter Ball und eine Einzelaktion von Schmid her, um selbst in Führung zu gehen. Nur die 2. Halbzeit betrachtet war das nicht verdient.

Und auch mit Nachsetzen und den Gegner vom Tor weghalten wurde nichts. Stattdessen eine Eckballserie in der Nachspielzeit. Sehr unsouverän am Ende.

Uphoff hat sich auf seriöses Torwartspiel besonnen und nicht wie in den von mir gesehenen Testspielen versucht, fußballerisch großartige Dinge zu machen. Keine schweren Bälle auf das Tor bekommen, keine groben Fehler gemacht.

Ich schreibe nochmal Gulde in Startelf, nicht weil ich es möchte, sondern weil Lienhart für seine Rolle beim Gegentor Folgen erwarten könnte.

Die Mittelfeldzentrale, oweh. Den Gegner relativ einfach durchkommen lassen und nach vorne kaum was bewirkt. Höfler sehr mau, Keitel ganz schwach und Boukhalfa am Boden nicht handlungsschnell und beweglich genug, um vernünftig verteidigen zu können. Was nicht überraschend ist. Er mag zwar gelernter DM / ZM sein, hat aber letzte Saison fast ausschließlich Stürmer oder offensives Mittelfeld gespielt.

Warum Kwon als erster raus musste, erschließt sich auch mir nicht. Ganz toll dann auch, Dass Höler zuerst als RM, zum Schluss als LM aufgestellt wurde. Das wäre in einer möglichen Verlängerung vermutlich ziemlich bitter geworden, weil Streich überraschenderweise alle 5 Wechsel getätigt hatte und somit in der einer Verlängerung auch nicht mehr auf eine Verletzung hätte reagieren können.

Gemessen an den problematischen personellen Voraussetzungen des Gegners sind 30 klar überlegene Minuten viel zu wenig, der Verlust jeglicher Souveränität in der 2. Halbzeit ein gravierender Mangel. Und ja, wie in jedem Jahr, haben auch andere Bundesligisten viele Schwächen offenbart.

Neben Gulde sehe ich Abrashi und Höler in der Startelf von Streich gegen den VfB. Höler könnte dabei sowohl zentral als auch auf der Außenbahn aufgestellt werden. Eine gewaltige Steigerung und viel mehr Konstanz über die komplette Spieldauer werden notwendig sein, um nicht gleich ganz böse geerdet zu werden.
This contribution was last edited by Butterkeksfan on Sep 14, 2020 at 10:58 PM hours